Seiten

Mittwoch, 15. Februar 2012

Ein kleines Trostpflaster

Hey Leute!

Tut mir Leid, jetzt gab es schon länger nichts Neues. Gestern hätte ich ja eigentlich anfangen, Amethystviolett Stück für Stück zu posten. Wie ich aber in meinem letzten Blogbeitrag erwähnt habe, gehts mir momentan aber nicht so gut.
Nichtsdestotrotz habe ich euch ja etwas für die 4.000 Blogbesucher-Marke versprochen. Die wiederum wurde bereits haushoch gecknackt. Weiters freue ich mich über 7.000 Leser auf fanfiktion.de und mehr als sagenhafte 32.000 Leser auf myfanfiction.de. Das ist wirklich der Wahnsinn! Ich bin euch allen so dankbar und muss zugeben, dass ich euch vermisse.
Wie gesagt, ich muss mich jetzt auf andere Dinge konzentrieren. Deswegen verschiebe ich Amethystviolett auf den Sommer, hoffentlich ist mir jetzt niemand böse.
Und nun, komme ich zu meinem kleinen Trostpflaster. Mehr muss ich nicht mehr dazu sagen.


Graziella Kertz
Amethystviolett. Liebe geht durch alle Zeiten



Vorwort:

Wir befinden uns im Jahr 2024.
Wer jetzt denkt, hier käme so etwas wie „Rubinrot 2.0 – Die italienischen Zeitreisenden“ oder „Bernsteingelb – Helenas Sicht“, der wird sich gewaltig täuschen. Alles, was ihr über die italienische Zeitreiselinie zu wissen geglaubt habt, wird hiermit gehörig auf den Kopf gestellt.
Bei „Amethystviolett – Liebe geht durch alle Zeiten“ handelt es sich um eine beinahe vollständig eigenständige Geschichte. Lediglich einige wenige Figuren, die im Laufe der Geschichte auftauchen werden, stammen von Kerstin Gier. Sowie das Mysterium der Zeitreisen (allerdings in Bezug auf die englischen Zeitreisenden) sind von ihr. Ich habe nichts geklaut, sämtliche neue Figuren und Handlungsstränge entstammen meiner Phantasie. Sie sind daher mein geistiges Eigentum und unterliegen somit meinem Kopierrecht. Ich verdiene kein Geld damit.


 Prolog


Venedig, 25.August 1753

 Wie konntest du nur!“ Das schallende Geräusch einer Ohrfeige hallte von den Wänden der schmalen Gasse wider.
Er griff sich mit einer Hand an die rot gewordene Backe. „Es war doch keine Absicht!“
„Du bist so ein Idiot!“ Sie raffte ihre Röcke und stolzierte davon.
Er schnappte sich das kleine, goldene Gerät und lief ihr nach. „Es wird bestimmt einen Weg geben zurückzu…“
Sie unterbrach ihn. „Nein, den gibt es nicht! Wir werden nie wieder zurück können. Und das ist alles nur deine Schuld!“ Trotz der hohen Absätze lief sie schnell über die unebene Straße.
Er hatte seine Mühe mit ihr Schritt zu halten. „Jetzt warte doch mal!“
„Nein, es reicht! Ich will deine dämliche Visage nie wieder sehen!“
„Aber…“
„Mein geliebter Vittorio, meine geliebte Giulia! Nie wieder werde ich sie in die Arme schließe können.“ Ihre Stimme zitterte. „Und das alles nur, weil du so ein Idiot bist!“
„Denkst du etwa, ich vermisse Adriana und die Kinder nicht?“
Aber sie hörte ihm gar nicht zu. „Ich fasse es nicht! Wie kann man nur so dämlich sein? Halt, nein, ich weiß es. Man muss schon ein Girotti sein, um so etwas fertig zu bringen. Eure ganze Sippe hat doch nicht mehr als nur Stroh in der Birne!“
Sie trat auf den Markusplatz hinaus. Das Zentrum Venedigs war ruhig und leer. An den Anlegestellen bereiteten ein paar Fischer die Netze für den anbrechenden Tag vor.
„Was hast du jetzt vor?“, fragte er, als sie unschlüssig stehen blieb.
„Ich versuche uns aus dieser verkackten Situation herauszubringen.“
„Aber du hast doch gerade gesagt…“
„Ach, halt die Klappe! Ich weiß selbst, was ich gesagt habe.“ Sie setzte sich wieder in Bewegung.
„Wohin gehst du?“
„Weg. Am besten weit, weit weg von dir!“
„Wir müssen zusammen bleiben.“
Sie blieb abrupt stehen und drehte sich auf dem Absatz um. Dann entriss sie ihm den Chronografen. „Das denke ich nicht. Jetzt kannst du selbst zusehen, wie du hier wieder weg kommst.“ Wieder wandte sie sich um und lief davon.
Er versuchte ihr zu folgen, doch schon nach ein paar Metern gab er auf. Er war eben noch nie der Sportlichste gewesen. Nach Atem ringend stützte er die Hände auf die Oberschenkel. „So bleib doch stehen! Es tut mir Leid!“ rief er quer über den Markusplatz.
Ein paar Tauben flogen erschrocken auf.
„Du kannst mich mal!“ war das letzte, das er von ihr hörte. Dann war sie verschwunden.







My ship went down in a sea of sound.
When I woke up alone I had everything:
A handful of moments I wished I could change
And a tounge like a nightmare, that cut like a blade.
(Therapy/All Time Low)


 
1.

Sein Atem streifte mein Gesicht, als er sich zu mir hinunterbeugte und mich küsste. Ich legte meine Arme um seinen Hals und er zog mich enger an sich. Er löste das Band aus meinen Haaren und ließ es achtlos zu Boden fallen, wo auch gleich darauf mein Pullover landete. Ich begann sein Hemd aufzuknöpfen, während er seine Hände in meinen Haaren vergrub.
Jemand versuchte von außen die Tür zu öffnen, aber es war abgesperrt.
Er drängte mich rückwärts auf das Bett zu, bis ich mit dem Unterschenkel gegen die Bettkante stieß. Gedämpfte Techno-Musik drang zu uns durch. Das Vibrieren der Bässe war zu spüren.
Jetzt klopfte es, aber davon ließen wir uns nicht unterbrechen.
Als wir auf dem Bett landeten, hatte er bereits sein Hemd verloren und ich spürte seinen muskulösen Oberkörper unter meinen Fingern.
„Helena? Bist du da drin?“, rief jemand von draußen.
Ich reagierte nicht darauf, sondern konzentrierte mich ganz auf ihn.
Wieder klopfte es. „Helena! Ich weiß, dass du da drin bist! Mach sofort die Tür auf!“
Ich ließ kurz von ihm ab, nur um ihn fragend anzusehen. Doch er küsste mich wieder.
„Helena, ich habe einen Ersatzschlüssel. Entweder du machst auf oder ich.“
Sanft drückte ich ihn von mir weg. „Tut mir Leid“, flüsterte ich und blickte in sein enttäuschtes Gesicht.
„Helena!“
Er seufzte und stand auf. Dann half er mir hoch, wobei ich fast das Gleichgewicht verloren hätte. Schwankend ging ich zur Tür und drehte den Schlüssel im Schloss um.
Benjamins schokoladebraune Augen blitzten mir entgegen. „Sag mal, hast du sie noch alle? In meinem Zimmer? Noch dazu mit diesem Arschloch?“
Er musste brüllen, um die laute Musik zu übertönen. Es wunderte mich, dass die Nachbarn noch nicht die Carabinieri gerufen hatten.
„Daniel ist kein Arschloch“, wollte ich sagen, doch leider kam dabei nur „Dani is kein A-loch!“ dabei heraus. Um mich herum schien sich alles zu drehen.
„Mann, wie viel hast du denn gesoffen?“ Ich entdeckte Elisabetta Lorini aus unserer Klasse mit einem Becher voll Bier hinter Benjamin. Sie wirkte nicht weniger nüchtern als ich. Und wie immer sah sie aus wie Barbie höchst persönlich.
„Ach gibs zu, Ben, du wolltest selbst ein ruhiges Plätzchen für dich und Liz!“, lallte ich.
Ben funkelte mich wütend an. „Ich wollte bloß ein paar CDs aus meinem Zimmer holen.“
„Also ich bin dann mal weg“, sagte Daniel, während er sein Hemd wieder zuknöpfte. „War ne nette Party, Girotti.“ Seine schwarzen, nicht ganz kinnlangen Haare waren zerzaust und seine eisblauen Augen leuchteten schelmisch unter seinen etwas längeren Stirnfransen hervor. Hach, er sah einfach so gut aus!
„Fahr zur Hölle, Albertini.“ So wütend hatte ich Benjamin noch nie erlebt. Okay, irgendwie war es verständlich. Es war seine Geburtstagsparty und irgendwie lief es für ihn gerade nicht so toll.
Daniel hauchte mir einen Kuss auf die Wange, drehte sich um und lief die schmale Treppe hinunter. Dann war er verschwunden.
„Och, jetzt hast du ihn verscheucht!“, sagte ich.
„Ist auch gut so“, grummelte Benjamin.
„Also jetzt, wo dein Zimmer doch frei ist…“, begann Elisabetta.
„Liz, tu mir den Gefallen und geh wieder hinunter.“
„Aber… Ben…?“ Sie glotze ihn wie ein Goldfisch an. Wir kannten uns schon seit der Grundschule und damals hatte sie noch brünette Haare, nicht strohblonde. Irgendwie erinnerte Elisabetta mich an Paris Hilton vor zehn Jahren. Von der hatte man aber schon lange nichts mehr gehört. Nachdem sie die Geschäfte ihres Vaters übernommen hatte und alles Geld für Klamotten, Partys und Drogen hinausgeschmissen hatte, wurde ihr schnell von den Society-Magazinen der Status „It-Girl“ aberkannt.
„Geh schon!“, grummelte Benjamin.
„Na schön! Das wars, ich hau ab. Wir sehen uns am Montag in der Schule.“ Mit einem Schwung warf sie sich das Haar über die Schulter und stolzierte in ihren pinkfarbenen High Heels davon.
Benjamin ging in sein Zimmer.
„Was’n los mit dir?“, fragte ich und hielt mich am Türrahmen fest. Sonst wäre ich vermutlich umgekippt.
„Ich sollte wohl eher fragen, was mit dir los ist! Warum zur Hölle ausgerechnet Albertini?“, fragte er, während er etwas zu suchen schien.
„Guck ihn doch an. Er ist soooo heiß!“ Ich lachte.
Aber Ben schien das nicht lustig zu finden. „Er ist ein Idiot, der jede Woche eine Andere flach legt.“
„Du könnest dir ruhig ein Beispiel an ihm nehmen. Wie viele legst du so flach?“, fragte ich. „Ach, ja, ups, gar keine.“
Benjamin machte das Licht an. „Du musst gerade reden.“
„Aber es wäre fast passiert“, korrigierte ich ihn.
„Ja, gut, dass ich es verhindert habe.“
„Kann dir doch egal sein, mit wem ich ins Bett gehe.“
Er hielt einen Moment inne. „Ich wollte nicht, dass du einen Fehler machst.“
„Das war kein Fehler.“
„Oh, doch, das war es! Du siehst das nur nicht ein, weil du betrunken bist.“
„Bin ich gar nicht.“ Ich ließ mich am Türrahmen nach unten rutschen und setzte mich auf den Boden, mit dem Rücken an der Wand.
Ben betrachtete mich kurz, dann schüttelte er den Kopf.
„Was suchst du da?“, fragte ich.
„CDs“, antwortete er knapp. Er ging zu einem Regal hinüber, wobei er über meinen Pulli stolperte. Er warf mir das Kleidungsstück zu. „Ich fasse es nicht, dass du es in meinem Zimmer mit ihm tun wolltest.“ Er war immer noch sauer auf mich, aber seine Wut verrauchte langsam.
„Wo ist das Problem?“
„Erstens liegt dein Zimmer gleich auf der anderen Seite der Gasse und zweitens hätte ich nie wieder in meinem Bett schlafen können.“
Mein Handy gab ein Piepsen von sich. Etwas benommen kramte ich es aus meiner Hosentasche und las die SMS, die ich bekommen hatte. „Uij, Daniel will morgen mit mir ins Kino gehen“, erzählte ich grinsend.
In meinem Zustand war es ganz schon schwer zurück zu schreiben.
„Du willst dich wirklich noch mal mit diesem Idioten treffen?“, fragte Benjamin und durchwühlte eine Schublade.
„Also erstens ist er kein Idiot und zweitens sehe ich ihn sowieso am Montag in der Schule wieder.“ Ich lachte und er lächelte ein wenig.
„Ich verstehe nicht, was die Mädchen alle an ihm finden“, murmelte Ben. „Oder überhaupt was du so toll an ihm findest.“
„Er ist einfach heiß!“, rief ich.
„Ja und? Das ist alles? Ich sehe auch gut aus und mit mir willst du nicht sofort in die Kiste.“
„Du bist ja auch mein bester Freund“, erwiderte ich. „Das wäre ja, als würde ich mit meinem Bruder schlafen.“
Benjamin verdrehte die Augen. „Das war sarkastisch gemeint. Du bist ja auch wie eine Schwester für mich.“
Wieder piepste mein Handy.
„Also dann, morgen um fünf beim alten Kino“, sagte ich und steckte mein Handy wieder weg.
„Warum triffst du dich mit ihm? Er ist ein Idiot!“
„Is‘ er gar nich‘!“, rief ich. „Oh Gott, mir wird schlecht!“
Es fühlte sich ganz merkwürdig an. Als würde ich kopfüber in einer Achterbahn sitzen. Die Magensäure kroch meine Speiseröhre hoch und ich musste meinen Würgereflex unterdrücken.
„Kotz mir ja nicht irgendwo hin!“, sagte Benjamin und wollte mir hochhelfen.
„Lass mich los, es geht schon wieder“, erwiderte ich.
 „Wie konntest du nur so viel trinken?“
Ich zuckte die Schultern. „Weiß’ nich’. Daniel hat mir oft was gebracht.“
„Da hast du’s! Er wollte dich abfüllen, um dich flachlegen zu können!“
„Unsinn, ich hätte es auch ohne Alkohol getan.“
Müde rieb er sich über die Augen. „Morgen, wenn du nüchtern bist, wirst du das alles bereuen, glaub es mir.“
Mein Schädel brummte ganz schön, als ich am nächsten Morgen aufwachte. Besser gesagt: Es war schon Mittag.
Einen Moment lang wusste ich nicht, woher die Kopfschmerzen kamen, aber dann fiel mir wieder gestern Nacht ein. Oder heute Morgen.
Angefangen hatte es ziemlich harmlos. Wir hatten getanzt und einfach Benjamins Geburtstag gefeiert. Bis dann Daniel und seine Kumpels auftauchten. Ich hatte Daniel schon immer für gut aussehend gehalten, aber kaum mit ihm gesprochen. Er ging auch in meine Klasse, hing aber meistens mit Elisabetta und ihren Tussi-Freundinnen herum. Nachdem sich Liz aber offenbar dazu entschieden hatte, sich an Benjamin ranzumachen, unterhielt sich Daniel ungewöhnlicher Weise mit mir. Wie es dann dazu gekommen war, dass wir uns geküsst hatten, wusste ich nicht mehr wirklich. Okay, ja, ich hatte ein wenig zu viel Bier zu abbekommen, aber das war bestimmt nicht seine Schuld gewesen. Auch wie wir schließlich in Benjamins Zimmer geraten waren, war mir schleierhaft. Ich wusste nicht, was ich laut Ben bereuen sollte, es war ja nichts passiert.
Apropos Ben. Der klopfte gerade an meiner Balkontür.
Dass wir über den zweiten Stock in das jeweils andere Haus gelangten, war nichts Ungewöhnliches. Schließlich standen die Häuser hier so eng beieinander, dass es reichte, ein Brett über den kaum zwei Meter breiten Spalt zu legen und hinüber zu balancieren. Man durfte allerdings keine Höhenangst haben. Aber dieses Problem hatte ich nie gehabt. Schon als kleine Kinder waren Benjamin und ich beim Spielen über die Dächer Venedigs geklettert. Bis einmal ein Mädchen hinunterfiel. Zum Glück brach sie sich nur ein Bein, aber seitdem kletterten wir höchstens noch von Balkon zu Balkon. Es war ganz schön praktisch, wenn der beste Freund auf der anderen Seite der Gasse wohnte.
Mein fauler Kater Luigi lag immer noch schlafend auf meinem Bauch, wie er es meistens machte, wenn ich ihn nicht vor dem Schlafengehen aus dem Zimmer scheuchte. Ich schubste ihn von mir runter und er gab ein genervtes Raunzen von sich.
Ebenso schlecht gelaunt rappelte ich mich hoch und öffnete die Balkontür.
Ben stand einfach nur da und grinste mich an.
„Was?“, fragte ich. Weil die Sonne mich blendete, musste ich die Augen zusammenkneifen.
„Wenn es dir so mies geht, wie du aussiehst, muss ich einfach lachen.“
„Was ist so witzig daran, dass ich übelstes Kopfweh habe?“
„Es geschieht dir ganz Recht.“
„Ach, halt die Klappe!“ Ich ließ mich wieder auf mein Bett plumpsen und vergrub das Gesicht in meinen Händen.
„Lena?“
„Lass mich in Ruhe!“ Es sollte eigentlich aggressiver klingen, aber stattdessen hörte es sich ziemlich verzweifelt an.
„Ich nehme mal an, du triffst dich dann heute nicht mit ihm?“
Luigi streifte schnurrend um Bens Beine.
„Natürlich treffe ich mich mit ihm!“
„Aber, Lena…“
„Ich weiß schon, was du sagen willst. ‚Er ist ein Arschloch und will dich nur in die Kiste kriegen’.“ Dabei äffte ich seinen Tonfall nach.
„Ja, ich hätte ziemlich genau das gesagt.“
Ich wollte etwas erwidern, aber da klopfte es an meiner Zimmertür.
„Helena? Bist du wach? Ich bräuchte dich im Laden.“
„Ja, Mamma, ich komme gleich!“, rief ich.
„Dann gehe ich mal“, meinte Benjamin.
„Ist vermutlich besser“, grummelte ich und suchte ein paar Klamotten zusammen.

Die kleine Glocke über der Tür klingelte hell, als ich das Geschäft betrat. Nach einer Tablette Aspirin ging es mir ein wenig besser. Das Zeug war echt die mit Abstand wichtigste Erfindung der Menschheit. Gleich nach Entdeckungen wie dem Feuer oder dem Dinosaurierskelett auf dem Mond. Letzteres stand vorige Woche in der Zeitung. Angeblich hatten das heimlich irgendwelche Witzbolde mit dem monatlichen Erde-Mond-Shuttle dorthin geschmuggelt.
Boun Giorno, Mamma“, sagte ich.
Maunzend lief Luigi hinter mir her. Dann bog er ab und legte sich in die ausgepolsterte Kiste unter dem großen Zuschneidetisch. Das war einer seiner Lieblingsplätze.
„Helena, wie lange hast du denn geschlafen? Es ist schon fast ein Uhr.“ Meine Mutter lachte.
Ich zuckte mit den Schultern. „Wofür brauchst du mich denn?“
„Du müsstest mir bei diesem Kleid die Länge hoch säumen. Du weißt ja, dass wir in zwei Wochen eine kleine Modenschau veranstalten und ein paar Modelle sind noch nicht mal annähernd fertig. Langsam wird es stressig.“
Meiner Mamma gehörte eine kleine Schneiderei, die praktischerweise gleich neben unserem Haus lag. Das Geschäft lief ganz gut, vor allem weil man sich gegen eine kleine Gebühr historische Kostüme und Masken ausleihen konnte. Vor allem zur Zeit des Karnevals war fast alles verliehen. Ansonsten nähte meine Mamma auch gerne moderne Sachen, die sie dann auf kleinen Modeschauen präsentierte, um mehr Kunden anzulocken. Meistens mussten meine Schwestern Ricarda und Stella, Benjamins Mamma, meine Freundinnen und ich als Models herhalten.
„Meinst du dieses hier?“, fragte ich und zeigte auf eine Schneiderpuppe, die in einem atemberaubend schönen, scharlachroten Abendkleid steckte.
„Ja, wenn du so nett wärst.“ Mamma saß gerade an der Nähmaschine und nähte an etwas Grünem.
„Wer wird das Rote hier tragen?“, fragte ich.
„Deine Freundin Carla, warscheinlich.“
„Und was trage ich?“
Sie deutete mit dem Daumen hinter sich. Als ich hereingekommen war, hatte ich dieses Modell gar nicht bemerkt. Erst jetzt betrachtete ich es richtig. Es war eines der Kostüme, die man sich ausleihen konnte. Mamma hatte schon viele genäht, aber dieses hier war mit Abstand das Schönste. Es war im Stil des Rokoko, das war das gefragteste Zeitalter bei den Touristen. Das Kleid war von einem ungewöhnlichen Mitternachtsblau mit einer feinen, silberfarbenen Stickerei.
„Was hältst du davon?“, fragte Mamma.
„Es ist wunderschön.“
Sie schmunzelte. „Das freut mich. Die Spitze fehlt noch. Deswegen muss ich heute früher den Laden schließen, weil ich nach Burano muss.“
Mamma, darf ich heute um fünf ins Kino?“
„Machen wir es so: Du darfst gehen, wenn du die Länge fertig hast.“
Ich betrachtete das rote Kleid, das für Carla bestimmt war. Uff, da hatte ich ja noch einiges vor mir.

Daniel begrüßte mich mit einem innigen Kuss, als ich ihn vor dem Kino traf.
„Meine Eltern sind heute nicht zu Hause. Vielleicht können wir da weiter machen, wo wir gestern aufgehört haben“, flüsterte er mir zu.
Ich grinste frech zurück. „Mal sehen.“
Sein Lächeln erstarb, als er etwas hinter mir bemerkte. Oder besser gesagt Jemanden.
„Hallo, Girotti.“
„Ben! Was zur Hölle machst du hier?“, fragte ich.
Mein so genannter bester Freund stand vor uns, Hand in Hand mit Elisabetta.
„Ich gehe ins Kino. Was denkst du denn?“
Wütend funkelte ich ihn an.
„Benjamin, ich hätte gerne eine Tüte Popcorn“, meinte Elisabetta und klimperte erwartungsvoll mit ihren falschen Wimpern.
„Dann geh hinein und kauf dir welches“, sagte Benjamin und wandte sich wieder mir zu. „Guckt ihr euch auch ‚Fluch der Karibik Teil 12’ an?“
Elisabetta warf ihm einen empörten Blick zu und stolzierte dann in den Vorraum des Kinos.
„Ja“, grummelte ich. „Aber vielleicht kann man die Karten noch umtauschen.“  Den Film wollte ich aber, um ehrlich zu sein, trotzdem sehen.
„Mir ist es egal, was wir uns ansehen. Die Hauptsache ist, dass ich mir einen Film mit dir ansehe, Helena“, sagte Daniel mit einem spitzbübischen Grinsen auf den Lippen.
Nein, die Hauptsache war: Es war dunkel und er konnte mit mir herumknutschen.
„Ach, vom mir aus“, meinte ich. Wie groß war schon die Wahrscheinlichkeit, dass Ben und Liz neben uns saßen?

Ich sollte mich gewaltig täuschen. Benjamin saß genau neben mir. Deswegen rutschte ich es so weit wie möglich zu Daniel hinüber. Ben schien wirklich nur hier zu sein, um mich zu überwachen, denn er ignorierte Elisabetta weitgehend. Daniel legte zu Beginn des Films seinen Arm um mich. Als ich nicht darauf einging, küsste er meinen Hals. Aber da Ben neben mir saß, konzentrierte ich mich auf den Film. Auch wenn Johnny Depp mittlerweile ganz schön in die Jahre gekommen war, machte er als Captain Jack Sparrow immer noch eine gute Figur. Die ersten Teile von ‚Fluch der Karibik‘ waren immerhin älter als ich. Diese 5D-Filme waren aber auch eine tolle Sache. Dank der neuesten Technologien bewegte sich der Sitz passend zum Film und man konnte manchmal sogar etwas riechen. In einer Szene stank es so ekelhaft nach Abfall, dass mir wirklich schlecht wurde. Auch der Rest der Zuseher gab angewiderte Laute von sich. Komischerweise war diese Übelkeit nach ein paar Minuten noch immer da. Zusätzlich fühlte ich wieder dieses merkwürdige Achterbahngefühl. Gleich würde mir das Popcorn wieder hochkommen, das spürte ich.
Als ich aufstand fragte mich Daniel: „Was ist los?“
„Mir ist übel“, antwortete ich.
„Oh“, meinte er, blieb aber sitzen.

Ich stieß die Toilettentür auf und kniete mich vor die Kloschüssel, darauf gefasst, mich jeden Moment zu übergeben.
„Lena?“
„Falls du das Symbol übersehen haben solltest: Das hier ist die Damentoilette!“
Er blieb vor der Kabine stehen, in der ich saß. „Lässt du mich bitte rein?“
„Ausnahmsweise“, grummelte ich. Ich machte die Tür auf.
„Hey, was ist los, Lena?“ Benjamin beugte sich zu mir hinunter.
„Mir ist kotzübel!“
„Hast du ein Haarband?“
Wortlos reichte ich ihm meine rechte Hand und er streifte den schwarzen Haargummi von meinem Handgelenk. Dann band er meine fast ellbogenlangen Haare mit wenigen, sanften Handgriffen zu einem Zopf. Fürsorglich streichelte er mir über den Rücken. „Das wird schon wieder.“
Er hatte Recht. Langsam verschwand die Übelkeit.
„Geht’s wieder?“, fragte er.
Ich nickte.
„Gehen wir wieder in den Kinosaal?“
„Warum bist du wirklich hier? Du willst doch nicht etwa ernsthaft mit Elisabetta ausgehen, oder?“
„Eigentlich hatte ich das vor.“
„Eigentlich wolltest du mich nur überwachen“, korrigierte ich ihn.
Ben seufzte. „Ist das so offensichtlich?“
Wir saßen uns am Boden der Toilette gegenüber, mit dem Rücken an der jeweiligen Wand.
„Daniel ist nicht so wie du denkst“, sagte ich.
„Vielleicht ist er ja nicht so wie du denkst“, erwiderte Ben.
Jetzt war ich mit Seufzen an der Reihe. „Ehrlich gesagt, mag ich ihn nüchtern nicht so sehr.“
Meine Worte zauberten ihm ein Lächeln auf die Lippen.
„Können wir nach Hause gehen?“, fragte ich.
„Klar.“
Er half mir hoch und öffnete die Tür.
Vor uns stand Elisabetta. Verblüfft starrte sie uns an, dann legte sich ein Ausdruck der Erkenntnis über ihr Gesicht. „Ich wusste es! Ich wusste es die ganze Zeit!“, rief sie. „Was hat die da, was ich nicht habe?“
„Liz, es ist nicht so, wie es aussieht“, versicherte Ben.
„Vergiss es! Du bist für mich gestorben!“ Um es besonders dramatisch zu machen, drehte sich auf dem Punkt um und stöckelte auf ihren extrem hohen Absätzen davon.
Ben grinste wieder. „Die wäre ich dann mal los.“

„Ich glaube, wir sollten in Zukunft öfter ins Kino gehen“, meinte ich, als wir über den verlassenen Markusplatz schlenderten. „Das macht Spaß!“
Es hatte geregnet, während wir im Kino gewesen waren. Über den ganzen Platz waren kleinere und größere Pfützen verteilt. Wir Venezianer waren die Launen des Wassers mittlerweile gewohnt und so trug man fast nur noch Gummistiefel.
Benjamin lachte. „Ja. Hast du Elisabettas Gesichtsausdruck gesehen? Was die jetzt denken wird!“
„Sie denkt, dass zwischen uns was am Laufen wäre.“
„Zu dumm, dass wir nur beste Freunde sind“, sagte Ben. Er legte einen Arm um meine Schultern. „Beste Freunde, die sich alles verzeihen.“
„Wirklich alles?“ Ich hüpfte in eine große Wasserpfütze und bespritzte damit seine Hose mit Regenwasser. Erwartungsvoll grinste ich ihn an. Wie würde er darauf reagieren?
„Na warte!“, rief er lachend. „Dich kriege ich!“
Ich versuchte ihm zu entwischen, doch er hatte viel längere Beine als ich und so holte er mich schnell ein. Er packte mich von hinten, nein, eher umarmte er mich. Wir bekamen beide vom vielen Lachen kaum noch Luft.
„Ja, wirklich alles“, sagte er, als wir uns wieder halbwegs beruhigt hatten. „Auch die größten Fehler.“
Er lockerte seinen Griff und so konnte ich mich umdrehen.
Ich kuschelte mich an ihn, so wie ich es, schon seit ich denken konnte, getan hatte. „Danke, dass du mich vor einer Dummheit bewahrt hast.“
„Kein Problem. Dafür sind beste Freunde doch da.“

Ich hatte echt keine Lust am Montag wieder in die Schule zu gehen. Ich wollte weder Daniel, noch Elisabetta über den Weg laufen. Wäre Benjamin nicht da gewesen, hätte ich mich wohl umgedreht und wäre wieder nach Hause gelaufen.
„Ignorier sie einfach“, sagte er. „Das sind doch alles Idioten.“
Dann war Daniel wohl der Ober-Idiot. Er würdigte mich keines Blickes, als ich die Klasse betrat. Okay, es war irgendwie verständlich. Schließlich hatte ich ihn im Kino sitzen lassen. Aber es hatte ihn völlig kalt gelassen, dass mir plötzlich übel geworden war.
„Helena, kommst du bitte mal mit?“, fragte meine Freundin Carla. Neben ihr stand Loretta, ebenfalls eine Freundin.
„Klar.“
Ich folgte ihnen auf die Mädchen-Toilette.
„Willst du uns vielleicht was sagen?“, fragte Loretta und Carla verschränkte die Arme vor der Brust.
„Wovon redet ihr, bitte?“ Ich wusste nicht, wovon sie sprach.
„Wir wissen, dass du was mit Daniel hattest, am Freitag auf Benjamins Party. Dann bist du mit ihm in Bens Zimmer verschwunden“, sagte Carla.
„Ja, aber am Samstag bist du mit Benjamin auf der Toilette im Kino verschwunden“, fügte Loretta hinzu.
Ich seufzte und rieb mir über die Augen. „Wer hat das erzählt?“
„Wir waren am Freitag auf der Party. Und das von Samstag hat uns Elisabetta erzählt“, antwortete Carla.
„Wir sind stinksauer! Warum hast du uns das nicht erzählt? Ich dachte, wir wären Freundinnen!“, rief Loretta.
„Sind wir doch auch“, versicherte ich ihnen. „Das ist ein Missverständnis. Ich habe nicht mit Daniel geschlafen. Und zwischen mir und Ben läuft nichts. Ich war nur auf der Toilette, weil mir plötzlich übel geworden ist. Ben war so nett und ist bei mir geblieben.“
„Das ist alles?“, fragte Carla überrascht.
„Ja, das ist alles“, sagte ich. „Los, gehen wir zurück in die Klasse, der Unterricht fängt gleich an.“

„Schüler, ich habe euch etwas zu sagen!“, verkündete professore Verdi, als sie das Klassenzimmer betrat. „Vielleicht wisst ihr es ja noch nicht, aber ich bekomme bald ein Baby.“
Ach, nee. Dass sie bestimmt schon im achten Monat war, sah man überhaupt nicht. Sarkasmus lässt grüßen.
„Ich werde ab heute in Mutterschaftsurlaub gehen, deswegen bekommt ihr einen neuen Lehrer für Englisch. Seid bitte nett zu ihm, er ist neu an dieser Schule.“
Ein paar Jungs lachten. Oh je, dieser Lehrer würde bestimmt Opfer ihrer Streiche werden.
„Begrüßt bitte professore Gavettini!“, sagte professore Verdi.
Die Tür ging auf und ein Mann um die Fünfzig betrat den Klassenraum. Er sah nicht schlecht aus, für sein Alter, fand ich. Die graubraunen Haare und die stechend blauen Augen hatten etwas Faszinierendes an sich.
Boun Giorno“, sagte er. „Wie professore Verdi bereits sagte, ist mein Name professore Gavettini und ich werde euch ab heute unterrichten.“
Er wirkte sehr respekteinflößend. Das bemerkte die ganze Klasse, denn es war ungewohnt ruhig.
„Dann will ich euch mal alleine lassen“ meinte professore Verdi lächelnd. „Arrivederci!“
Dann war es leise.
Sehr leise.
„Fehlt nur noch ein Grillenzirpen“, flüsterte mir Carla zu.
Wir unterdrückten beide ein Kichern.
Professore Gavettini ging zum Lehrertisch und berührte ihn mit dem Zeigefinger. Sofort fing die Oberfläche zu blinken und leuchten an. Dasselbe passierte auf der Wand hinter ihm. Er berührte ein paar Kästchen und sofort sah man es auf der Wand.
„Hier ist ja ein Sitzplan“, erkannte er. „Nun, wer kann mir denn sagen, was ihr zuletzt mit professore Verdi gemacht habt?“, fragte er dann in völlig akzentfreiem Englisch.
Benjamin, ganz der fleißige Streber, hob die Hand.
Der Professor warf einen kurzen Blick auf die Schreibtischoberfläche. „Ja, Benjamin?“
„Wir haben über Englisches Essen gesprochen“, antwortete mein bester Freund.
„Interessant. Wie ihr wisst, behaupten viele, Englisches Essen schmecke nicht gut, sei gar ungenießbar. Nun, jeder hat einen anderen Geschmack.“
Jetzt zeigte Elisabetta auf. Professore Gavettini gab ihr mit einem Nicken zu verstehen, dass sie sprechen durfte.
„Wenn ich Sie das fragen darf: Waren Sie schon oft in England?“
Die Lippen von professore Gavettini kräuselten sich zu einem Lächeln. „Nun ja, ich habe lange Zeit meines Lebens dort verbracht. Genauer gesagt in London. Eine schöne Stadt. Und bezüglich des Essens: Keine Sorge, man gewöhnt sich mit der Zeit an alles.“
Der Großteil der Klasse lachte oder kicherte.
Aber ich nicht. Irgendwas an dem Mann kam mir seltsam vor.
Ich wusste nur nicht, was genau das war.


Mittwoch, 18. Januar 2012

Was jetzt mit Amethystviolett passiert...

Wie vielleicht manche bemerkt haben, ist der Text von Amethystviolett auf myfanfiction.de weg. Das ist, weil kaum was drin stand und ich nichts hochgeladen hatte. Das ist jetzt aber nicht so schlimm, weil bei mir eine Konzentrationsschwäche festgestellt wurde. Ich weiß noch nicht, weswegen und wodurch sie ausgelöst wird, aber vorerst kann ich bei Amethystviolett nicht weiter machen. Es tut mir so Leid, aber ich muss erstmal einen Gang runter schalten, um das Abi zu schaffen. Ich kann auch noch nicht sagen, wanns weiter geht, ich verspreche aber, dass ich so bald es geht wieder weiter mache. Nochmal, es tut mir echt Leid.
Sobald es mir wieder gut geht, lade ich wieder alles hoch, versprochen. Das erfahrt ihr hier oder unter Bernsteingelb auf myfanfiction.de

xoxo Graziella x3

Samstag, 14. Januar 2012

Noch drei Outtakes von 'Bernsteingelb' und eine Vorschau auf 'Amethystviolett'?

Tut mir Leid, dass ich euch so lange auf etwas Neues hab warten lassen. Dafür gibt es gleich drei Outtakes von 'Bernsteingelb'. Damit hätte ich dann auch schon alle aufgebraucht.
Ich hoffe, ihr seid gut im neuen Jahr angekommen.
Wenn ihr wirklich eine kleine, aber feine Vorschau auf 'Amethystviolett' wollt, müsst ihr euch ein bisschen anstrengen. Erzählt einfach so vielen Leuten wie möglich von diesem Blog. Sobald die 4.000er Marke geknackt ist, gibt es die Vorschau. Na, was haltet ihr davon?
Auf myfanfiction.de habe ich übrigens die 30.000 Leser geschafft. Was für eine Zahl! Das hätte ich nie
erwartet.

Jetzt aber die Outtakes...

Outtake 4

Zu Kapitel 7: Diesen Teil habe ich rausgenommen, weil ich ihn ein wenig übertrieben und unnötig fand.

Der Duft von frischen Brötchen weckte mich am nächsten Morgen. Verwirrt rieb ich mir über die Augen und fragte mich wo ich war. Ach ja, bei Gideon. Daran hatte ich mich noch gar nicht gewöhnt. Aber wo war er?
Ich folgte dem Duft in die Küche, wo Gideon und Raphael saßen und in der Tageszeitung lasen.
„Morgen, Jungs!“, rief ich gut gelaunt.
„Guten Morgen!“, sagte Gideon. „Da ist aber jemand heute besonders gut drauf.“
Ich gab ihm einen Kuss und lächelte. „Warum denn nicht?“
Raphael ließ seinen Teil der Zeitung auf den Küchentisch fallen. „Ach, verschont mich!“
„Wo unser Blondschopf Recht hat, hat er Recht!“ Erst jetzt fiel mir Xemerius auf, der offenbar mit Raphael Zeitung gelesen hatte.
„Stress mit Leslie?“, fragte Gideon.
„Nein. Aber von eurem Herumgeturtele kann einem ja übel werden!“
„Du sagst es, Blondie!“, rief Xemerius. „In so einem Fall verschwindet man am Besten einfach.“ Er breitete seine kleinen Flügelchen aus.
Da klingelte es an der Eingangstür. Um Himmels Willen, hoffentlich war es nicht wieder Selina!
„Ich mache das schon“, meinte Gideon und ging zur Eingangstür. Kaum eine Minute später kam er wieder in die Küche – gefolgt von Charlotte.
„Was machst du denn hier?“, fragte ich meine Cousine. Pardon, Ex-Cousine.
„Lady Arista schickt mich“, antwortete sie kühl. „Sie will, dass ich mich bei dir entschuldige.“ Meiner Meinung sah sie nicht so aus, als wolle sie sich entschuldigen. „Also? Nimmst du die Entschuldigung an?“
„Welche Entschuldigung? Du hast doch noch gar nichts gesagt!“
Sie verdrehte die Augen. „Na gut. Tut mir Leid, dass ich mich so kindisch verhalten habe.“
Ich sah sie mit einer hochgezogenen Augenbraue an.
„Du sollst wieder mit nach Hause kommen“, sagte sie. „Das will zumindest Lady Arista.“
„Richte Lady Arista aus, dass ich es vorziehe, noch ein paar Tage hier zu bleiben.“
„Wie du meinst.“ Charlotte sah aus, als wäre es ihr vollkommen egal, was ich machte. Vermutlich traf das auch zu.

Outtake 5

Zu Kapitel 11: In diesem Kapitel sollte eine neue Figur auftauchen, die ich dann aber wieder gestrichen habe.

„Schüler, ich darf euch eine neue Mitschülerin vorstellen“, verkündete Direktor Gilles.
Neben ihm stand ein Mädchen in unserem Alter. Sie hatte langes, braunes Haar und so glatt wie es war, benutzte sie bestimmt ein Glätteisen. Ihre großen Augen hatten dieselbe Farbe und irgendwie sah sie aus wie ein putziges Rehkitz. Und sie war richtig gut gekleidet. Anscheinend hatte sie noch keine Schuluniform bekommen.
„Das ist Rachelle Papillon. Sie ist gerade erst mit ihren Eltern aus Frankreich hierher gezogen.“
„Oh, Frankreich, hast du gesagt, Howard?“, fragte Mrs Counter neugierig. Das trifft sich ja gut. Raphael hat lange Zeit in Frankreich gewohnt, nicht wahr?“
Raphael nickte.
„Vielleicht setzt du dich erst mal neben ihn, Rachelle. Aber dazu müsste Leslie sich woanders hinsetzen“, meinte Mrs Counter.
„Nie im Leben!“, rief Leslie und klammerte sich an ihrem Pult fest.
„Sie kann sich auch neben mich setzen“, schlug Charlotte vor und deutete auf das leere Pult neben sich. „Ich habe ein A in Französisch.“
„Das ist toll, aber ich denke, ich spreche sehr gut Englisch“, erwiderte Rachelle. Ihr Akzent war nicht so deutlich wie der von Madame Rossini, klang dafür aber umso niedlicher.
Trotzdem setzte sie sich neben Charlotte, die ihr ein warmes Lächeln schenkte. Es war nicht ihr übliches Mona-Lisa-Lächeln, sondern ein echtes, freundliches Lächeln.
„Rachelle, wir haben gerade über die Sahara gesprochen. Du kannst, bis du alle deine Bücher bekommst, bei Charlotte mitgucken“, meinte Mrs Counter.
„Danke“, sagte Rachelle.
„So, mal sehen, wer eben aufgepasst hat“, sagte Mrs Counter dann. „Wer kann mir denn sagen, welche Staaten Afrikas Anteil an der Sahara haben?“

Nach dem Unterricht standen wir noch auf dem Schulhof und plauderten ein wenig. Die Limousine, die uns nach Temple bringen sollte, war noch nicht da, deswegen hatten wir noch ein bisschen Zeit.
Rachelle erzählte uns ein bisschen über sich. Sie hatte bis vor kurzem in Paris gelebt und ihre Familie schien ziemlich reich zu sein, weswegen sie sich immer die neuesten Designerklamotten leisten konnte. Aber sie wirkte keineswegs überheblich oder eingebildet. Nein, sie wirkte richtig nett.
„Ich war schon lange nicht mehr in London“, sagte Rachelle. „Hat vielleicht jemand heute Nachmittag Zeit, mir ein bisschen was zu zeigen?“
Die Frage war eher an Charlotte gerichtet.
„Tut mir leid, ich hab heute schon was mit Gwendolyn und Leslie vor“, antwortete Charlotte. „Aber Raphael hat vielleicht Zeit.“
Alle sahen ihn erwartungsvoll an.
Er warf Leslie einen fragenden Blick zu, doch diese zuckte bloß mit den Schultern.
„Also gut“, meinte er dann. „Wenn du willst, kann ich dir heute Nachmittag die Innenstadt zeigen.“
Da fuhr auch schon die Limousine vor.
„Wir müssen los“, sagte ich.
Leslie gab Raphael noch kurz einen Kuss. „Viel Spaß euch Beiden.“ Dann folgte sie Charlotte und mir in die Limousine.


„Da kommt ja unser neues Traumpärchen“, stellte sie trocken fest, als Raphael und Rachelle auf den Schulhof einbogen. „Mr und Mrs Frankreich.“
Ich musste lachen. „Bist du jetzt etwa eifersüchtig auf Rachelle?“
„Ich kann sie nicht ausstehen. Ihr ganzes Auftreten sieht total nach ‚Oh, ich bin ja so französisch‘ aus“, grummelte Leslie.
„Seit wann hast du was gegen Franzosen?“, fragte ich.
„Hab ich nicht. Ich hab nur was gegen sie. Sie soll bloß die Finger von meinem Freund lassen!“
Als Raphael sich uns näherte, setzte Leslie wieder ein fröhliches Lächeln auf und begrüßte ihren Freund mit einem innigen Kuss.
Rachelle blieb etwas abseits stehen.
„Wie war es denn gestern?“, fragte ich sie.
„Oh, es war wirklich toll! Raphael ist ein toller Touristenführer.“ Sie warf ihm ein charmantes Lächeln zu.
Raphael fuhr sich verlegen durch die Haare. „Ja, es war ganz nett.“
Leslie kniff wütend die Augen zusammen. „Ach, so? Was habt ihr denn gemacht?“
„Wir waren beim Buckingham Palace, in der St. Paul’s Cathedral, in der Westminster Abbey, dann haben wir uns auch noch die Houses of Parliament und den Big Ben angeguckt und später waren wir im Tower“, erzählte Rachelle.
„Schade, dass sie dich nicht gleich dort eingesperrt haben“, grummelte Leslie.
„Wie bitte?“, fragte Rachelle.
„Ach nichts“, meinte Leslie.
Ich entdeckte Charlotte, die wieder bei Cynthia und den Anderen stand. Also lief ich hinüber und stupste sie an.
„Was ist denn?“, fragte sie.
„Kannst du dich bitte mal um Rachelle kümmern?“, bat ich sie. „Ich befürchte, dass Leslie sonst noch Amok läuft.“
„Kein Problem“, meinte Charlotte.
Ich war ihr wirklich unendlich dankbar, als sie zu Rachelle sagte: „Wollen wir nicht schon hinein gehen und deine Bücher organisieren?“
„Gerne“, meinte Rachelle.
„Ach, bevor ich’s vergesse“, fügte Charlotte noch an Leslie und mich gewandt hinzu. „Ich kann heute leider nicht mit euch trainieren.“
„Warum?“, fragte Leslie.
Ihre Wangen wurden leicht rot. „Ich hab ein Date mit Gordon.“
„Hey, das ist ja Klasse!“, rief ich.
„Raphael, wenn deine Freundin wieder zu tun hat, könnten wir doch am Nachmittag etwas unternehmen. Ich wollte immer schon mal ins Globe Theatre“, sagte Rachelle.
Bevor Leslie noch zu einer Schimpftriade ansetzen konnte, sagte Raphael: „Tut mir Leid, das geht nicht. Ich hab heute auch schon was vor.“
„Schade“, meinte Rachelle enttäuscht. Dann folgte sie Charlotte in die Schule.
Leslie wirkte mehr als erleichtert.
Ich sah Raphael überrascht an. „Du kannst sie wohl auch nicht ausstehen, was?“
„Nein, das ist es nicht. Hat es dir mein Bruder noch nicht erzählt?“
„Was sollte Gideon mir denn erzählen?“, fragte ich verwirrt.
Raphael wuschelte sich wieder durch die Haare. „Unsere Mum hat uns heute zum Abendessen eingeladen. Dich und Leslie auch.“


Outtake 6

Zum Epilog: Diese erste Version vom Epilog sollte gleich an den von Smaragdgrün anschließen, im Nachhinein fand ich das aber ein bisschen langweilig und hab etwas anderes versucht (;


Epilog

London, 15. Januar 1919

Lucy saß auf einem rot gepolsterten Stuhl und sah aus dem Fenster. Mit der rechten Hand streichelte sie immer wieder über ihren Bauch. Ihr kam es vor, als wäre eine Ewigkeit vergangen, seit Gwendolyn darin gewesen war. In Wahrheit waren es nur knapp sieben Jahre. Doch sie konnte sich noch gut daran erinnern, wie sie Gwendolyn kurz nach ihrem Sprung ins Jahr 1912 kennen gelernt hatte. Da war sie schon 16 und Lucy erst 18 gewesen. Jetzt, mit knapp 25 war Lucy wieder schwanger. Gwendolyn hatte sie erst gestern gesehen, da war sie immer noch 16 gewesen. Verrückt, dieser Zeitreisekram!
Da sah sie schon Paul die Straße entlang laufen. Lucy winkte durchs Fenster und Paul winkte lächelnd zurück. Er ging auf die Eingangstür zu ihrem neuen Heim zu und gleich darauf klingelte es. Sie musste sich nicht die Mühe geben aufzumachen, dazu hatten sie ja jetzt Luisa, das Hausmädchen.
„Hallo“, sagte Paul, als er den Salon betrat. Er ging zu Lucy ans Fenster und küsste sie.
„Na, wie läuft es mit deinem Buch?“
„Großartig! Der Verlag fängt morgen an es zu drucken.“
„Das sind ja wirklich tolle Neuigkeiten!“ Lucy freute sich mit ihm.
„Und wie geht es dir? Wie geht es dem Baby?“
Paul legte eine Hand auf ihren Bauch und sie ihre darüber.
„Ist das Ultraschallgerät eigentlich schon erfunden?“
„Ich denke nicht. War Gwenny da, während ich weg war?“
„Hast du vergessen, was wir gestern vereinbart haben?“ Lucy sah auf die große Standuhr am anderen Ende des Raumes. „Sie kommen in zwei Stunden zum Abendessen. Ich habe sie eingeladen.“
„Ich habe es nicht vergessen. Ich habe nur nicht daran gedacht.“ Paul lächelte.
„Aber zwei Stunden elapsieren und danach Abendessen? Das klingt hervorragend!“
„Luisa!“, rief Lucy.
Ein paar Sekunden später öffnete das Hausmädchen die Tür zum Salon.
„Ja, Ma’am?“
„Wir würden gerne in zwei Stunden zu Abend essen. Bis dahin wollen wir unter keinen Umständen gestört werden. Decken Sie bitte im Esszimmer. Wir erwarten zwei Personen mehr.“
„Ja. Ma’am.“
Luisa machte einen kleinen Knicks, was Paul zum Lachen brachte, und verließ den Raum wieder.
„Lach nicht, das war 1919 eben so.“, meinte Lucy.
„Es sieht trotzdem lächerlich aus.“
Paul ging auf ein großes Gemälde zu, das neben der massiven Standuhr hing und nahm es herunter. Dahinter befand sich ein Safe. Er drehte das Zahlenrädchen auf die richtige Position und das kleine Türchen schwang auf. Im Safe befand sich eine antik aussehende Kiste. Paul nahm sie heraus und stellte sie auf dem Tisch ab. Lucy schloss währenddessen die Tür ab.
„Welches Jahr nehmen wir?“, fragte er.
„Ach, überrasch mich!“, antwortete Lucy.
Es dauerte nicht lange und schon waren alle Einstellungen am Chronografen vorgenommen.
„Bereit?“
Lucy lächelte.
„Bereit, wenn du es bist.“


xoxo Graziella x3

Dienstag, 27. Dezember 2011

Bernsteingelb als Buch

Ich habe von einigen meiner Leser gehört, dass sie Bernsteingelb gerne als Buch hätten.
Meine FanFiction gibt es zwar nicht als Buch zu kaufen, aber ich kann euch etwas Ähnliches anbieten.
Ich habe versucht dasselbe Layout wie bei Rubinrot, Saphirblau und Smaragdgrün zu verwenden, naja, zumindest sieht es so ähnlich aus.
Wer Interesse hat, kann mir eine Mail mit dem Betreff "Buch" an die Adresse grazie.k@hotmail.com schicken. Ihr bekommt dann von mir die gesamte FF als Word-Datei.
Die Seiten sind so angeordnet, dass jedes Kapitel auf einer Seite mit einer ungeraden Zahl beginnt.





Das hat folgenden Grund: Wenn ihr es ausdrucken wollt, könnt ihr die ungeraden Seiten zuerst ausdrucken (geht mit Word ganz einfach), dann die geraden auf die Rückseite der ungeraden.
Achtung! Es sind 182 Seiten, also sprecht das bitte vorher mit euren Eltern ab. Es könnte nämlich ganz schön teuer werden, immerhin wären das 91 Blätter Papier und Druckerpatronen sind nicht gerade billig. Ich warne euch nur vor, damit ihr keinen Ärger bekommt.
Ihr könnt die Seiten dann lochen und in eine Mappe geben oder vielleicht kennt ihr sogar einen Copyshop, bei dem ihr die Seiten binden lassen könnt.
Ich habe persönlich habe mir nicht alles ausgedruckt, weil es mir zu teuer wäre, und habe die Seiten in eine Mappe getan.

Samstag, 24. Dezember 2011

Lamettasilber - Liebe geht auch durch die Weihnachtszeit (Kurzgeschichte)

Was gehört zu einem guten Weihnachtsfest? Klar, eine gute Weihnachtsgeschichte.
In dieser lest ihr, wie die Familie Montrose Weihnachten feiert und wer in diesem Jahr sonst noch so dabei ist.
'Lamettasilber - Liebe geht auch durch die weihnachtszeit' gibt es da zu lesen...

Ich wünsche meinen Lesern: Frohe Weihnachten und ein Gutes Neues Jahr!

xoxo Graziella x3

Buchempfehlung: Granatrot - Liebe geht durch alle Zeiten

Gestern bin ich auf eine wunderbare FanFiction gestoßen: "Granatrot - Liebe geht durch alle Zeiten" von Charlotte Fraser.
Inhalt: Jung, begehrenswert, schön und mittellos. All das ist die sechzehnjährige Elizabeth, als sie sich nach einem harmlosen Schulausflug unverhofft im falschen Jahrhundert wiederfindet. Doch was zunächst nur wie ein Traum wirkt, entpuppt sich als schreckliche Wirklichkeit, als sie dem ebenso arroganten wie gutaussehenden jungen Ritter Magnus begegnet und ihm das Leben rettet. An seiner Seite gelangt sie an den prachtvollen Hof König Henrys VIII und erlebt das schillernde Leben der englischen Renaissance mit rauschenden Ballnächten und Ritterturnieren. Doch als Elizabeth schließlich Zentrum einer Intrige wird und man ihr nach dem Leben trachtet, muss sich das ungleiche Paar gezwungenermaßen zusammenraufen, sodass Elizabeth und Magnus letztendlich erkennen, was es bedeutet, wenn Liebe durch alle Zeiten geht...
Gibt es da zu lesen...
Schon der Prolog hat mich überzeugt, dass es sich bei "Granatrot" um eine FanFiction der besonderen Art handelt. Dieser bildhafte, fesselnde Schreibstil hat mich schon nach wenigen Worten in seinen Bann gezogen. Es hat mich bereits süchtig gemacht und ich kann es kaum erwarten weiter zu lesen. Der Klappentext verspricht eine tolle, gut durchdachte Story. Ich bin wirklich gespannt, wie es weiter geht und empfehle euch "Granatrot" auch zu lesen. Ihr werdet es lieben!
xoxo Graziella x3

P.S.: Wenn ihr am Nachmittag noch einmal vorbei guckt, gibt es eine kleine Weihnachtsüberraschung!

Donnerstag, 22. Dezember 2011

Der Krieger der Liebe und die heilige Fee in: Der weiße Ring

Hallo erstmal :)
nach langer Pause melde ich mich zurück. Erstmal muss ich mich bei allen entschuldigen, die sich auf Amber Yellow gefreut haben und jetzt enttäuscht wurden. Es tut mir wirklich Leid, dass es die Übersetzung nicht geben wird. Ich schaffe es zeitlich und von meinem begrenzten Wissen ;) her einfach nicht, 'Bernsteingelb' zu Ende zu übersetzen. Wie Graziella euch aber bereits mitgeteilt hat, schreibe ich ebenfalls an einer Fortsetzung zur Edelsteintriologie. Der Titel dürfte wohl auch bereits bekannt sein :)
Lesen und den Fortschritt verfolgen, könnt ihr das Ganze auf myfanfiction.de. Leider muss man dort registriert sein, um Kommentare schreiben zu können. Aus diesem Grund: wenn ihr Kritik, Anregungen oder hoffentlich auch Lob zu meiner Fanfiction habt, schreibt sie mir doch bitte an: swimdith.sv13@googlemail.com
Ich würde mich wirklich darüber freuen und verspreche euch, regelmäßig neue Kapitel ins Internet zu stellen. Auf myfanfiction.de schreibe ich genau wie hier auch unter dem Namen Tanzprinzessin, also lasst euch davon nicht verwirren.
So, ich denke das wars vorerst :)
Schonmal ein großes Danke im voraus, an alle, die an meiner Fortsetzung Interesse haben und bevor ich es vergesse, das ist schließlich wichtig,
Danke an Sonja, dein Cover gefällt mir wirklich gut :) Danke dass du dir die Mühe gemacht hast, es zu gestalten, und Entschuldigung, weil die Übersetzung nicht zu Stande kommt.
Das musste gesagt werden :)
Sonst würd ich sagen bis demnächst und ich freue mich auf die Mails, die ich hoffentlich von einigen hier bekommen werde.
Ganz Liebe Grüße,
Judith